Der letzte Teil der dreiteiligen Blogreihe zum Thema Blogreihe zum Thema Tokenisierung von Vermögenswerten beschreibt das kaum verbreitete Phänomen der Private Equity Tokenisierung. Der erste Beitrag hat in die komplexe Dynamik von Security Token Offerings (STOs) und die Blockchain-Technologie eingeführt. Der zweite Beitrag widmete sich konkreten Umsetzungsbeispielen und Nutzungsmöglichkeiten einer dedizierten Anlageform und legte den Fokus auf die Tokenisierung von Immobilien und Immobilienprojekten. Dieser letzte Beitrag beschreibt die Möglichkeit sowohl Private Equity als auch Venture Capital Funds für Kleinanleger und private Investoren zu öffnen und somit eine neue Anlagekategorie zu erschaffen: handelbare Anlagegüter im Private Equity und Venture Capital Umfeld – in anderen Worten – die Möglichkeit von den Vorteilen von Private Equity Investments zu profitieren, ohne das Risiko der langen Halteperiode tragen zu müssen. Das für die nachfolgenden Ausführungen erforderliche Grundlagenwissen kann ideal über das Lesen des ersten Beitrags erfolgen: Die Tokenisierung von Vermögensanlagen – Was sind Tokens und wie funktionieren sie?

Private Equity und Venture Capital Investments

Aus dem Englischen übersetzt, steht der Begriff Private Equity für privates Beteiligungskapital. Demnach wird im Zuge von Private Equity Investments mit Geldern investiert, welche nicht öffentlich zugänglich und somit im wirtschaftlichen Sinne gesprochen privat sind. Öffentliche Gelder (Public Capital) wäre somit Kapital, welches aus der Öffentlichkeit in ein Unternehmen fließen würde – wie z.B. bei Aktiengesellschaften durch deren Aktionäre. Da Private Equity Unternehmen zumeist versuchen in Firmen zu investieren, welche jedes Jahr einen stabilen Cashflow generieren, können Investments dieser Art oft hohe Summen erfordern. Dies führt dazu, dass die typischen Kapitalgeber eines Private Equity Fonds vermögende Privatpersonen oder institutionelle Anleger wie beispielsweise Banken, Versicherungen, Renten Fonds oder Family Offices sind. Das aktive Fondmanagement durch die Private Equity Gesellschaften sowie das Investieren in unterschiedliche Unternehmen (Diversifizierung des Fonds) machen Private Equity Investments zu einem der bevorzugten Vehikel für Großinvestoren. Allein die lange Halteperioden, zwischen 3 und 10 Jahren je nach Fond, erhöhen das Risiko dieses Investments erheblich. Dieses Risiko wurde in der Vergangenheit zumeist von den überdurchschnittlich hohen Renditen aufgewogen.

Venture Capital Unternehmen investieren in einer ähnlichen Art und Weise, jedoch liegt der Investmentfokus bei diesen Unternehmen vorwiegend auf schnell wachsende Start-ups. Da der Erfolg des Unternehmens zum Zeitpunkt des Investments noch ungewiss ist, müssen Venture Capital Investoren mit einem erheblich erhöhten Risiko rechnen, werden jedoch durch signifikant höhere potenzielle Gewinne entschädigt. Beide Anlageklassen teilen gewisse Vorteile, Nachteile und Charakteristika. Ähnlich wie Immobilieninvestments, sind klassische Venture Capital und Private Equity Investments für Kleinanleger nahezu unerreichbar. Zusätzlich weisen diese Investments für den Kleinanleger ein erhöhtes Risiko auf, da dieser nicht in der Lager wäre sein Investment frühzeitig zu veräußern, um Verluste zu vermeiden.

Bereits heute gibt es gewisse Konzepte, welche sowohl den Private Equity als auch den Venture Capital Markt für Kleinanleger zu öffnen versuchen. Um die Vorteile einer Tokenisierung der oben beschriebenen Geschäftsmodelle zu verstehen wird dieser Beitrag einen kurzen Exkurs zu den Geschäftsmodellen von Companisto und Moonfare beinhalten.

Laut eigener Aussage (FAQs) beschreibt sich Companisto wie folgt: „Companisto ist eine professionelle Investment-Plattform, die Investitionen in Startups und Wachstumsunternehmen ermöglicht. Bei diesen Investitionen schließen sich mehrere Investoren zusammen, um sich gemeinsam an einem Unternehmen zu beteiligen. Companisto übernimmt als Dienstleister die Rolle eines Vermittlers zwischen Unternehmen und Investoren. Die Investoren – auch Companisten genannt – können sich mit einem Betrag ihrer Wahl an einem Unternehmen beteiligen und so gemeinsam das benötigte Kapital aufbringen. Im Gegenzug für ihre Investition erhalten die Companisten eine Beteiligung am Gewinn und an möglichen Erlösen aus einem Verkauf des Startups.“ Schlussendlich tritt dieser Anbieter als Crowdinvesting-Plattform für Kleinanleger auf und erleichtert den Zugang zu Unternehmen und Investmentoptionen. Es existiert jedoch kein Sekundärmarkt für getätigte Investments, was dazu führt, dass das investierte Kapital bis zu einem Verkauf des Startups (welcher nicht zwingend erfolgen muss) gebunden bleibt.

Moonfare bietet ein ähnliches Geschäftsmodell an. Hier wird Investoren die Möglichkeit geboten über eine Plattform in unterschiedliche Private Equity Fonds zu investieren. Ähnlich den Risken eines Investments bei Companisto, wird von Anlegern erwartet, das Investment bis zum Exit zu halten, wodurch sich das Risiko durch Intransparenz und Planungsunsicherheit erhöht. Moonfare bietet Anlegern einen halbjährlichen Sekundärmarkt an. Auf diesem können die gekauften Anlagegüter an andere Investoren veräußert werden (die Sicherheit dieser Investition wird jedoch nicht gewährleistet). Zusätzlich erwartet Moonfare eine vergleichbar hohe Mindesteinzahlung bzw. Mindestinvestition von potenziellen Investoren. Diese liegt derzeit bei 100.000 Euro.

Schlussendlich wird das erhöhte Risiko von Private Equity und Venture Capital Investments vor allem durch die lange Haltedauer und die damit verbundene Intransparenz und Unsicherheit begründet – in anderen Worten – das Risiko von Private Equity und Venture Capital Investments liegt in der mangelnden Fungibilität der Anlagegüter. Betrachtet man nun die Ausführungen des ersten Beitrags „Die Tokenisierung von Vermögensanlagen – Was sind Tokens und wie funktionieren sie?“, in welcher wir die unterschiedlichen Arten der Tokens erläutert haben sowie die Beschreibung der Security Tokens im zweiten Blogeintrag „Die Tokenisierung von Vermögensanlagen – Tokenisierung von Immobilien und Immobilienprojekten“, können wir schließen, dass die Fungibilität von Security Tokens das Risiko von Private Equity und Venture Capital Investments erheblich reduziert. Betrachtet man die Beschaffenheit von Security Tokens im Hinblick auf die Risiken von Private Equity und Venture Capital Investments, löst ein Security Token zeitgleich nicht nur die Probleme der Unerreichbarkeit für Kleinanleger, sondern auch das Risiko der mangelnden Planbarkeit für etwaige weitere Investoren.

Die Vorteile, welche eine Tokenisierung von Private Equity und Venture Capital Fonds für die potenziellen Investoren bieten können, wurden durch die Ausführungen dieser Blogreihe hinreichend aufgeschlüsselt, wobei beachtet werden muss, dass Investoren (vor allem Kleinanleger) über die Vorteile eines solchen Investments aufgeklärt werden müssen.

Mögliche Struktur eines STOs im Private Equity / Venture Capital Kontext

Die nachfolgende Abbildung zeigt eine der Möglichkeiten zur Integration des STO-Konzepts (Security Token Offerings) in die Praxis der Private-Equity und Venture Capital Finanzierung. Bei dieser Variante würde die Private-Equity- oder Venture-Capital-Gesellschaft nach wie vor mit ihren derzeitigen Partnern, die sich über LPs (Limited Partnerships) an den Investitionen beteiligen, Gelder auf dem traditionellen Weg beschaffen. Allerdings würde das Vehikel zusätzlich zum klassischen Funding, Security Tokens emittieren, in die Kleinanleger investieren und an den Gewinnen aus der Investition teilhaben können. Auf diese Weise würden die Anleger in das gesamte diversifizierte Portfolio investieren und der Private-Equity- oder Venture Capital Fonds würde zusätzliche Gelder einnehmen. Anlegen können somit an den klassischen Vorteilen von Private Equity und Venture Capital partizipieren, während sich die Halteperiode flexibel ausgestalten lässt.

Abbildung 1: STO Investment in das PE/VC Vehikel

Die zweite Abbildung zeigt die zweite Möglichkeit, das STO-Konzept in die Praxis der Kapitalbeschaffung durch Private Equity und Venture Capital zu integrieren. Bei dieser zweiten Variante würden die Private-Equity- oder Venture-Capital-Gesellschaften ihre derzeitigen Prozesse zur Kapitalbeschaffung auf Fondsbasis nicht ändern und keine Wertpapier-Token über ihre Investitionsvehikel emittieren, sondern die einzelnen Portfoliounternehmen mit Token versehen, um bei Bedarf zusätzliche Mittel in diese Unternehmen zu investieren. Die Investoren würden von allen Vorteilen profitieren mit einer Ausnahme: Sie würden in einzelne Portfoliounternehmen investieren und nicht in das diversifizierte Portfolio des Fonds. Dies würde mehr Arbeit für den Anleger bedeuten, da er mehrere Portfoliounternehmen-Token auswählen müsste, um ein gut diversifiziertes Portfolio zu erhalten. Das gut diversifizierte Portfolio würde hingegen bereits von der Private-Equity- oder Risikokapitalgesellschaft erstellt, somit wäre Option 1 die bessere Wahl für Anleger.

Abbildung 2: STO Investment in das PE/VC Portfolio Unternehmen

Es ist davon auszugehen, dass sich der Private-Equity-Fonds für die erste Variante entscheiden würde, da die zweite Variante einen höheren Rechts- und Verwaltungsaufwand sowohl in Bezug auf Kapital als auch auf Zeit erfordert. Die erste Variante wäre auch für die Anleger angenehmer, da schlecht laufende Portfoliounternehmen dann automatisch durch bessere diversifiziert würden und der Anleger nur die Leistung des gesamten Fonds überwachen müsste, anstatt einzelne Portfoliounternehmen zu kontrollieren.

Die unterschiedlichen Geschäftsmodelle und Möglichkeiten, welche in dieser dreiteiligen Blogreihe beschrieben wurden, werden in der Praxis bisher nur sporadisch umgesetzt. Dennoch ist von einer Erweiterung der Marktanteile dieser Geschäftsmodelle in ihrem jeweiligen Heimatmarkt auszugehen.

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Markus Fost, MBA, ist Experte für E-Commerce, Online Geschäftsmodelle und Digitale Transformation mit einer breiten Erfahrung in den Feldern Strategie, Organisation, Corporate Finance und der operativen Restrukturierung.

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Markus Fost

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