Seit dem Jahr 2020 hält die Coronapandemie die gesamte Welt in Atem und flächendeckende Lockdowns wurden von nationalen Regierungen ausgerufen. Die Wirtschaft musste sich in Rekordzeit an die neuen Gegebenheiten anpassen und Lösungen zum weiteren Betrieb finden. Der Großteil der Bevölkerung arbeitet seitdem im Home-Office und ist nur selten vor Ort im Unternehmen. Damit diese Umstellung funktioniert, mussten die Unternehmen schnellstmöglich digitale Lösungen finden und durch die rasche Implementierung neuer Softwarelösungen die Kommunikations- und Unternehmensprozesse unter Zeitdruck digitalisieren. Dabei wirkte die Coronapandemie wie ein Trendbeschleuniger der Digitalisierung. Im Zuge dieser zunehmenden Beschleunigung der Digitalisierung stellt sich die Frage, wie die Beratungsbranche auf diesen Trend reagiert. Das Geschäftsmodell der Unternehmensberatungen ist bisher in vielen Fällen noch nicht auf Digitalisierung ausgerichtet. Die Arbeit ist oftmals sehr personalintensiv und abgesehen von einigen spezialisierten Beratungen ist die Digitalisierung nicht vollumfänglich integrierter Teil der Beratungsleistung.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie sich die Beratungsbranche in den nächsten Jahren verändert. Im Folgenden wird dies diskutiert und ein mögliches Zielbild im Jahr 2025 erläutert.

Krisen können das Wachstum der Beratungsbranche nicht stoppen

Die Beratungsunternehmen wachsen seit Jahren relativ konstant um etwa 5% jährlich. Diese Entwicklung ist in Abbildung 2 zu sehen und verdeutlicht die zunehmende Umsatzstärke der Unternehmensberatungen. Auch wenn Corona bedingt das Jahr 2020 relativ schwächer abschließt als das Jahr 2019, könnte eine ähnliche Entwicklung zu erwarten sein, wie es nach der Finanzkrise der Fall war. Nach einem kurzen auf ein Jahr beschränkten Abfall ging der Aufwärtstrend damals ungebremst weiter.

Abbildung 1: Umsatz der deutschen Consultingbranche zwischen 2001 und 2020

Allerdings sind die Aussichten nicht unbedingt ausschließlich positiv zu bewerten, denn es gibt einige Herausforderungen, die die Unternehmensberatungen bewältigen müssen, um weiterhin erfolgreich zu bleiben. In einer Umfrage im Jahr 2020 (vgl. Abbildung 2) wurden diese für die Consultingbranche identifiziert. Die genannten Herausforderungen reichen von internen Problemstellungen, über kundenbezogene bis hin zu makroökonomischen Entwicklungen, wie z.B. neuen Regularien, die die Unternehmensberatungen beachten müssen. Dabei beruht der Großteil dieser Herausforderungen auf Entwicklungen, die seit Jahren an Bedeutung gewinnen und durch die Coronapandemie nochmals verstärkt wurden.

So ist der zunehmende Preisdruck für Beratungsdienstleistungen nicht neu, wird aber vor allem durch einen Faktor beeinflusst: Immer mehr Ex-Berater sind auf dem Arbeitsmarkt verfügbar. Diese Entwicklung trägt maßgeblich dazu bei, dass in immer mehr Unternehmen eine Vielzahl an Ex-Beratern in den Strategieabteilungen beschäftigt sind. Dadurch, dass diese die Beratungsbranche und damit auch die Methoden der Berater sehr gut kennen, können sie besser einschätzen, was ein fairer Preis für ein bestimmtes Projekt ist und besser in Preisverhandlungen argumentieren.

Abbildung 2: Führende geschäftliche Herausforderungen für Beratungsunternehmen weltweit im Jahr 2020

Diese Tatsache führt dazu, dass die Kunden die Art und Weise, wie sie die Dienstleistungen einkaufen, ändern, was eine weitere Herausforderung für Beratungsunternehmen darstellt. Durch die zunehmende Digitalisierung, verändert sich das Marktumfeld schneller und deshalb können Unternehmensberater nicht mehr wie früher langfristig orientierte Strategien erstellen und dem Kunden verkaufen. Der Kunde ist vielmehr daran interessiert, eine langfristige Bindung mit den Beratern einzugehen, um auch bei der Implementierung der Strategie unterstützt zu werden.

Ebenso machen sich etablierte Beratungsunternehmen über den zunehmenden Wettbewerb durch neue Akteure im Markt Sorgen, die ihnen das Leben deutlich erschweren. Die Branchen werden immer komplexer und erfordern ein erhöhtes Maß an branchenspezifischer Expertise zur Problemlösung für den Kunden. Besonders spezialisierte Unternehmen können daher beim Kunden punkten und den großen, breit aufgestellten Beratungen Projekte streitig machen. Zusätzlich erlaubt es der technologische Fortschritt immer mehr Prozesse mithilfe von Tools und Software zu automatisieren.  Beispielsweise können bereits heute durch einen digitalen AI-Assistenten wie AskBrain Übersetzungs- und Research Aufgaben innerhalb von Minuten vollautomatisch und systemintegriert erledigt werden. Diese Entwicklungen verringern das Spektrum der Leistungen, für die Kunden Berater ins Unternehmen bestellen.

Die Überlagerung all dieser Aspekte führt zu der größten Herausforderung: Der Bedarf an neuen Kompetenzen. Die Entwicklungen in der Wirtschaft und vor allem die zunehmende Digitalisierung erfordern neue Fähigkeiten, die bisher nur nebensächlich waren – ein sogenanntes „nice-to-have“. Jetzt hängt allerdings der Erfolg der Unternehmen davon ab Kompetenzen in neuen Geschäftsfeldern aufzubauen, weshalb die Beratungen schnellstmöglich handeln müssen.

Mehrwert wird in 2025 durch digitale und agile Beratungsleistungen geschaffen

Die Beratungsbranche ist derzeitig einer Vielzahl an Herausforderungen ausgesetzt. Deshalb wird sich die Branche in den nächsten Jahren signifikant anpassen müssen, um den neuen Gegebenheiten gerechter zu werden. Der Wettbewerbsdruck entsteht dabei vor allem durch den technologischen Fortschritt und die sich darauf ergebenden neuen Kundenanforderungen. Dies führt zu einer Vielzahl von neuen Wettbewerbern mit unterschiedlichem Branchenschwerpunkten. Die konkreten Veränderungen, die sich voraussichtlich bis zum Jahr 2025 ergeben werden, lassen sich in verschiedene Bereiche unterteilen (vgl. Abbildung 3) und werden im Folgenden näher beleuchtet.

Abbildung 3: Veränderungen der Consultingbranche bis 2025

Eine agile und hybride Arbeitsweise muss implementiert werden

Eine Folge der Coronapandemie wird ein hybrider Ansatz aus der Arbeit im Office und beim Kunden sein. Es hat sich gezeigt, dass eine durchgehende Anwesenheit vor Ort beim Kunden nicht zwingend notwendig ist und deshalb werden vermehrt nur noch die wichtigsten Absprachen, wie der Projektkickoff, Krisengespräche, etc., vor Ort abgehalten werden. Die restliche Kommunikation wird über Videokommunikationssoftware wie Teams, Zoom, Skype, etc. durchgeführt. Um diese Transformation im Unternehmen umzusetzen sind einige Prinzipen zu beachten. Ersten sollten sich konsequent auf sogenannte High-Impact Areas fokussiert werden und das Stakeholder-Management sowie die IT-Integration im Fokus stehen. Außerdem ist es wichtig bestehende Strukturen nicht außen vor zu lassen. Sie sind die Basis von derzeitigem Erfolg und legen die Grundlage für eine nachhaltige und erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens in eine digitalere und agilere Welt. Wird dieser Weg konsequent gegangen wird damit ein Unternehmen sein volles Marktpotential nutzen und langfristig erfolgreich sein.

Strategien müssen schneller umgesetzt und stärker individualisiert werden

Ebenfalls wird sich der Ablauf von Projekten deutlich verändern und in Richtung der modernen Arbeitsweise angepasst. In der Beratungsbranche wird sich der Trend zu langfristigen Beziehungen zwischen Kunden und Beratungsunternehmen verstärken und die Anzahl an strategischen Partnerschaften wird sich deutlich erhöhen. Diese Entwicklung ist vor allem durch die starke Kommodifizierung der reinen Strategieentwicklung bedingt, die seit längerer Zeit anhält. Diese wird zum einen angetrieben durch die vielen Ex-Berater, die in Strategieabteilungen bei Corporate-Unternehmen aber auch im Mittelstand allokiert sind, zum anderen wird es auch durch die große Verfügbarkeit von Strategiekonzepten im Internet beeinflusst. Letzteres macht den Beratern das Leben schwerer, denn nun können off-the-shelf Lösungen nicht mehr in dem Maße verkauft werden, wie es noch früher möglich war. Kunden erwarten vor allem eins: individualisierte Strategiekonzepte, die genau auf das Unternehmen zugeschnitten sind.

Während in der Vergangenheit oftmals Langzeitstrategien durch Berater erarbeitet wurden, fällt dieser Service fast vollkommen aus dem Leistungsportfolio. Durch die hohe Geschwindigkeit von technologischen Entwicklungen und Trends ist die Lebenszeit von Strategien immens verkürzt worden. Es ist möglich, dass die Strategien mit dem Zeitpunkt der vollständigen Erarbeitung schon obsolet sind. Daher wird der durch enge Zusammenarbeit mit dem Kunden ermöglichte Strategieeinsatz in Echtzeit sehr wichtig für den Erfolg der Projekte. Der neue Fokus auf Zusammenarbeit bedingt auch eine Veränderung in der Kompensationsstruktur. So wird die Entwicklung weg von der zeitbasierten Kompensation, hin zur leistungsbasierten Bezahlung gehen.

Spezialisierung durch Expertenwissen ist essenziell

Die gesamte Consultingbranche wird Veränderungen erfahren, die nicht nur auf die Arbeitsweise und Projektarbeit begrenzt sind. Auch die Marktanteile innerhalb der Branche werden sich verschieben. Außerdem werden sich aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung die Kundenerwartungen verändern, an die sich die Beratungsunternehmen anpassen müssen. Industrien und Branchen werden mit zunehmender Digitalisierung an Komplexität gewinnen, was sich direkt auf die Anforderungen an die Beratungsunternehmen auswirkt. Spezialisierte Beratungen werden starkes Wachstum erfahren und in der Lage sein, Marktanteile abzugreifen, da diese mehr Kompetenzen in ihren jeweiligen Branchen nachweisen können. Generalisten unter den Beratern werden sich dieser Entwicklung hingeben müssen, denn Spezialisten und Experten werden besonders gefragt sein.

Darüber hinaus wird der Bereich, in dem Kunden sich Berater ins Haus bestellen, schmaler werden. Denn mit dem Wachstum von Expertennetzwerken wird der Zugang zu Experten, der früher nur über die Beratungen möglich war, deutlich vereinfacht und die Kunden können diese gezielt ansprechen. Unternehmen haben in den letzten Jahren weiter an der Professionalisierung der Einkaufsabteilungen gearbeitet. Das übt Druck auf die Beratungen aus, denn diese müssen bei Ausschreibungen klar ihre Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten, um für das Projekt in Frage zu kommen. Ohne ein klares und auf den Kunden zugeschnittenes Angebot werden die Einkaufsabteilungen die jeweilige Beratung nicht weiter berücksichtigen und nur die für das Projekt spezialisierten Kandidaten weiter betrachten.

Digitalisierung ist das K.O. Kriterium

Die vorangegangenen Veränderungen sind allesamt wichtige Voraussetzungen für den Erfolg eines Beratungsunternehmens. Allerdings wird die Digitalisierung des Unternehmens maßgeblich bestimmen, ob es langfristig wettbewerbsfähig bleiben kann. Grund dafür ist, dass die Digitalisierung in jeder Industrie und in jedem Unternehmen stark vorangetrieben werden muss, um nicht von den Wettbewerbern abgehängt zu werden. Dazu ist vor allem Kompetenz in den neuesten Technologien und Methoden gefragt. Um sich als Unternehmen diese schnellstmöglich anzueignen und die richtigen aus der Vielzahl der Optionen auszuwählen, werden viele Unternehmen den Rat der Berater suchen.

Für die Unternehmensberatungen heißt dies vor Allem eines: Aneignung neuer Kompetenzen. Das fängt mit Wissen zu den verschiedenen Tools und Softwareoptionen an, denn auf Nachfrage des Kunden müssen Berater die Wahl der Software und Tools begründen können. Des Weiteren sind neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Augmented Reality (AR) oder das Internet of Things (IoT) wichtige Faktoren für den zukünftigen Unternehmensalltag und Kompetenzen zu diesen müssen aufgebaut werden.

Mit der Digitalisierung eines Unternehmens werden auch Datenanforderungen und -analysen wichtiger. Während datenbasierte Entscheidungsprozesse oftmals bereits zum Alltag gehören, wird das ganze Potenzial der Daten nur selten genutzt. Berater müssen genügend Kompetenz aufweisen, diese Nuancen zu verstehen und das Potenzial voll ausschöpfen zu können. Weiterhin werden Services wie digitale Transformation, Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle und Industrie 4.0 zum Standard der Projekte im digitalen Zeitalter gehören. In diesen Bereichen gilt es sich vor allem durch Expertenwissen hervorzuheben, um gegenüber der Konkurrenz zu bestehen.

Fazit

Zusammenfassend ist zu sagen, dass in der Unternehmensberatungsbranche bis 2025 eine deutliche Weiterentwicklung stattfinden wird und muss, um mit der zunehmend digitalen Welt schritthalten zu können und dem Kunden weiterhin relevante Ratschläge und Empfehlungen mitgeben zu können. Die größten Veränderungen werden sein, dass weniger Zeit vor Ort beim Kunden verbracht wird, getreu dem Motto: so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Dazu kommt die Entwicklung zu kürzeren Umsetzungszyklen von Strategien, wobei die Beratungsleistung vermehrt über Plattformen ausgeschrieben werden. Die steigende Komplexität über alle Branchen hinweg führt außerdem dazu, dass auch die Consultingfirmen spezialisiertes Expertenwissen aufbauen, um diese Komplexität besser handhaben zu können.

Letztendlich geht es aus Sicht der Unternehmensberatungen darum, sich weiterzuentwickeln. Unternehmen bezahlen Berater, um Probleme zu lösen und Werte zu schaffen. Das kann in konkreten Krisensituationen sein, aber vor allem auch bei einer Neuausrichtung auf zukünftige Entwicklungen zum Beispiel durch Wachstumsprogramme. Auch wenn viele Unternehmen weiter mit der Digitalisierung zu kämpfen haben, gilt es dennoch neue Trends zu identifizieren, um den Kunden einen Mehrwert zu bieten, den andere Wettbewerber nicht bieten können. Solche Informationen, die durch Marktstudien und Erfahrungen aus einer Vielzahl an Projekten gewonnen werden, bleiben weiterhin ein wichtiger Teil des Geschäftsmodells Unternehmensberatung und können einen Wettbewerbsvorteil bedeuten.

Wichtigster Trend in den nächsten Jahren ist und bleibt allerdings die Digitalisierung, die in der Wirtschaft allgegenwärtig ist und auch den Unternehmensberatungen nicht erspart bleibt. Sowohl interne Prozesse als auch die Projektarbeit müssen darauf angepasst werden, um den langfristigen Erfolg zu ermöglichen. Unternehmensberatungen haben in diesem Kontext die Chance als Blaupause für Digitalisierung und Agilität zu dienen. Dabei werden vor allem einige spezialisierte Digitalisierungsberatungen signifikante Effizienzsteigerungen und Wachstumsmöglichkeiten für die Kunden schaffen, da Digitalisierung teil deren Unternehmenskultur und DNA ist.

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Markus Fost, MBA, ist Experte für E-Commerce, Online Geschäftsmodelle und Digitale Transformation mit einer breiten Erfahrung in den Feldern Strategie, Organisation, Corporate Finance und der operativen Restrukturierung.

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Markus Fost

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